Virus aquaticus

In meiner Lieblingsbuchhandlung fiel mir eines Tages ein Buch in die Hände in dem wunderschöne Unterwassergärten abgebildet waren. Fische gab es darin zwar auch, aber die Bilder hatten wenig mit dem gemein was sich mir bislang als Aquarium eingeprägt hatte. Landschaften, in denen die Zeit still zu stehen schien. Aquarien, in denen nicht bunte Fische die Hauptrolle spielten, sondern Pflanzen.

Den schön bebilderten Fotoband aus Japan fand ich teuer, und stellte ihn bedauernd wieder in das Regal zurück.

Tagelang haben mich die Aufnahmen verfolgt. Abgeschreckt durch das Preisschild schlich ich um das Buch herum, Stunden saß ich mit dem Band auf einer Trittleiter in der Buchhandlung und inhalierte die Bilder. Zu gerne hätte ich gewußt welche Pflanzen, welche Tiere in den Becken waren und was der Autor über die wunderschön gestalteten Aquarien geschrieben hatte, aber die kalligraphisch schönen Schriftzeichen stellten für mich eine unüberwindbare Barriere dar und erhöhten doch nur das Mysterium dieses Buches.

Unerreichbar schien diese Welt.

Geheimnisvolle Werte waren tabellarisch aufgeführt. NO2 - warum einen Wert nennen, der doch immer nur bei Null liegt? Die Pflanzen interessierten mich, doch in den Aquarienbüchern, die die Buchhandlung führte war von Fischen die Rede, von ihren Bedürfnissen, von Futter, und vom bösen Feind NO2. Der war in diesen Ratgebern auch nicht zwangsweise Null. Sogenannte Anfängerfische wurden empfohlen, und Tabellen aufgestellt wieviele in ein Becken sollten.

Ein einziges Buch unter den vielen warb mit dicht bepflanzten Aquarien, erklärte die wuchernde Pflanzenfülle zur Grundlage guter Lebensbedingungen für die Fische. Das entsprach eher meinen Vorstellungen, und so ging ich nach langem Ringen mit beiden Büchern nach Hause.